Dankenswerterweise haben Sie in dem Artikel das Thema des beabsichtigten Beitritts Allings zur Wasserversorgung Ampergruppe (WVA) nochmals kritisch aufgegriffen. Beunruhigend ist dieser Vorgang nicht nur deshalb, weil der Beschluss im Allinger Gemeinderat gefasst wurde, ohne dass einer der Gemeinderäte vor der Sitzung wusste, was mit dem Tagesordnungspunkt „Organisationsstruktur gemeindliche Wasserversorgung“ gemeint war. Bei einer solchen Überrumpelung des Gemeinderats ist natürlich eine tiefergehende Diskussion, was die Konsequenzen eines solchen Anschlusses sind, und ob es für Alling nicht vielleicht günstigere und vor allem weniger risikobehaftete Alternativen gibt, nicht möglich.
Wie man ihrem Artikel entnehmen kann, gewinnt die WVA zur Zeit mehr als die Hälfte ihres Wassers (etwa 2 Mio. Kubikmeter pro Jahr) aus Tiefenwasser. Liest man nun das Merkblatt 1.4/6 des Bayrischen Landesamtes für Umwelt (im Internet für jeden abrufbar), erkennt auch der Laie sofort, dass die Nutzung von Tiefenwasser zur Trinkwassergewinnung nur ein Provisorium ist, da eine dauerhafte Entnahme von Tiefenwasser nicht sinnvoll und deshalb auch nicht genehmigungsfähig ist. In absehbarer Zeit werden deshalb erhebliche Investitionen für die WVA fällig, um das Tiefenwasser durch Grundwasser aus Flachbrunnen, Zukäufe oder gar Oberflächenwasser zu ersetzen mit entsprechenden Konsequenzen für den Wasserpreis in ihrem Versorgungsgebiet. Wenn die WVA deshalb mit einem niedrigeren Wasserpreis für einen Beitritt Allings wirbt, dann ist dies ein Etikettenschwindel, weil sie durch die langjährige Tiefenwassernutzung erhebliche Altlasten angehäuft hat. Alling sollte sich natürlich nicht verschließen, wenn es mit seinen ergiebigen Flachbrunnen einen Teil zu dem notwendigen Ersatz des Tiefenwassers in der WVA beitragen kann. Aber durch einen Beitritt zur WVA entstünde das Risiko, dass die Allinger Verbraucher in den nächsten Jahren für die Behebung des Tiefenwasserproblems in der WVA mitzahlen müssen. Für Alling in jeder Hinsicht besser als ein Beitritt wäre es, durch Wasserlieferungen an die WVA den Wasserpreis im Gemeindegebiet stabil halten oder gar senken zu können. Die Allinger Wasserversorgung (Förderung etwa 220 000 Kubikmeter pro Jahr) steht bisher bestens da, mit bester Wasserqualität, Versorgungssicherheit und einem, trotz der vergleichsweise geringen Abnehmerzahl nur wenig über dem Landkreisdurchschnitt liegenden Wasserpreis (siehe SZ vom 19.1.). Durch den Beitritt zur WVA würde Alling sich Probleme aufhalsen, die es nicht verschuldet hat, und die mit einem unkalkulierbaren Kostenrisiko für uns Verbraucher verbunden wären.
Spekulationen, was das Interesse des Allinger Bürgermeisters Frederik Röder war, diesen Beitritt möglichst diskussionslos und mit spärlichsten Informationen für die Räte durch den Gemeinderat zu peitschen, spare ich mir. Das etwas einfache Argument, Größe sei immer besser, stimmt eben nicht.
Justus Well Ammerseestraße 13 B 82239 Biburg