Störenfried Eichenau ==================== Von Manfred Amann aus der SZ v.11.03.2016
Am 1. März 1956 haben sich Allinger Bürger aus Sorge um die Zukunft des Ortes zur Wählergruppierung Dorfgemeinschaft Alling (DGA) zusammengeschlossen. Ihr Ziel war es, die Siedlung Eichenau los zu werden, um Alling als selbstständige Gemeinde entwickeln zu können, was ein Jahr später auch gelang. Sorgen um Allings Zukunft bestimmen auch heute noch die politische Arbeit der DGA, die sich 1990 den Freien Wählern (FW) im Landkreis anschloss und an diesem Freitag ihren 60. Geburtstag feiert. Zum Festabend haben sich drei Abgeordnete der FW-Landesspitze angekündigt: Bundes- und Landeschef Hubert Aiwanger, Oberbayerns Bezirkschef und parlamentarischer Geschäftsführer Florian Streibl sowie Generalsekretär Michael Piazolo. Gegründet wurde die DGA als unabhängige Bürgergemeinschaft von Matthias Friedl, der nach der Trennung zum Allinger Bürgermeister gewählt wurde, sowie Michael Reischl, Josef Friedinger, Matthias Sporer, Matthias Schmalzgruber, Ferdinand Kain, Ernst Friedl, Ferdinand Breu, Ernst Hofmann, Florian Krammer, Josef Echensperger und Max Vogt. „Sie wollten die seit den 1920er Jahren bestehenden Bestrebungen intensivieren, Eichenau abzutrennen“, weiß Hans Friedl, der Sohn des „Baumeisters des neuen Alling“, der im Gemeinderat die FW-Fraktion und den FW-Kreisverband führt. In der Chronik liest sich die Gründungsgeschichte wie ein handfester Polit-Krimi mit glücklichem Ausgang: Von 1910 an, nachdem der Starzelbach begradigt und Teile des unteren Allinger Mooses entwässert worden waren, setzte dort, wo heute die Roggensteiner Allee verläuft, eine starke Siedlungstätigkeit ein, aus der schließlich ein neuer Allinger Ortsteil, Eichen-Aue, hervorging, mit der Folge, dass immer mehr Siedler in den Gemeinderat gewählt wurden. Bereits 1924 kam die Hälfte der Ratsmitglieder von dort und per Losentscheid wurde nach mehreren Patts ein Eichenauer auch noch Bürgermeister. Als dieser daraufhin die Gemeindekanzlei in den aufstrebenden Ortsteil verlegte, wo sie bis 1957 blieb, reichte es den Allingern und sie betrieben durch mehrere Eingaben an die Regierung die Loslösung von der immer dominanter werdenden Siedlung. Ohne Erfolg, denn das Bezirksamt und das Innenministerium lehnten ab, zuletzt im März 1933. In der Zeit des Nationalsozialismus war die Abtrennung kein Thema mehr. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten die Bestrebungen jedoch schnell wieder auf. Da aber kaum Chancen bestanden, griffen die Wortführer zu einem ungewöhnlichen Druckmittel und riefen dazu auf, die Wahlen 1952 zu boykottieren. Das Ergebnis: Kein Allinger war mehr im Gemeinderat vertreten, so dass ein Ortsausschuss Alling eingerichtet werden musste. Da dies nach dem Wortlaut der Chronik „nichts einbrachte und sich die Fronten weiter verhärteten“, sprachen sich vor allem Matthias Friedl und Michael Reischl dagegen aus, die Wahlen 1956 erneut zu boykottieren und kündigten an, als DGA einen Wahlvorschlag aufzustellen. Damit war die Idee zur Gründung der Wählervereinigung geboren. In den Gemeinderat gewählt wurde aufgrund der geringen Wahlbeteiligung jedoch nur Matthias Friedl, dem es aber bald gelang, den Eichenauern die Zustimmung zur Trennung in zwei selbständige Gemeinden abzuringen, die dann 1957 offiziell auch vollzogen wurde. In den 60 Jahren war die DGA meist zweitstärkste Fraktion. Versuche, nach Matthias Friedl noch einmal den Bürgermeister zu stellen, blieben erfolglos. Derzeit wirken neben Hans Friedl (Sprecher), Werner Neumann (Vorsitzender), Simone Stenzer und Brigitte Naßl im Gemeinderat mit. Der Festabend im Bürgerhaus beginnt um 19.30 Uhr